Quirinusprozession

Neuss ist das Zentrum des Quirinuskults. Alljährlich wird das Patronatsfest mit einer Schreinprozession über den Münsterplatz gefeiert. NGZ-Archiv-Foto: Andreas Woitschützke


Messen und Prozession am 5. Mai
Neuss. Seit dem Mittelalter verehren die Menschen in Püchersreuth den heiligen Quirinus. Doch erst im Jahr 2000 brachte der damalige Kölner Weihbischof Friedhelm Hofmann – heute Bischof in Würzburg – eine Reliquie des Heiligen aus dem Neusser Schrein in den kleinen Ort nahe der tschechischen Grenze. Püchersreuth gehört zu 450 Orten in Europa mit dokumentiertem Quirinus−Kult, dessen Zentrum Neuss ist. Nun machen sich erstmals Püchersreuther auf den Pilgerweg an den Niederrhein. Das Ziel der 35−köpfigen Delegation ist der Schrein in der Münsterbasilika und das Quirinusfest, das am 5. Mai mit Messen und Prozession über Münsterplatz und Freithof gefeiert wird.
Das freut Msgr. Guido Assmann, der als Oberpfarrer die Quirinuskirche wieder vermehrt in den Fokus der Pilger rücken möchte. Diesem Ziel dient die von Assmann eingerichtete Quirinusoktav. Diese Initiative knüpft an eine alte Tradition an, denn bereits im Mittelalter pilgerten viele Gläubige zum Schrein von St. Quirin nach Neuss und brachten auf diesem Weg auch Geld in die Stadt. Die 35 Pilger aus Püchersreuth in der Oberpfalz werden nicht die einzigen auswärtigen Gäste zum Quirinusfest sein. Kleinere Delegationen aus Millen im Selfkant, aus Perl an der Obermosel und aus dem französischen St. Quirin am Fuß der Vogesen haben sich angesagt. In diesen Orten ist die Verehrung des Neusser Heiligen bis heute lebendig und das Brauchtum um St. Quirin wird dort von Vereinen erforscht und erhalten.
Diesem Ziel haben sich auch die 1983 gegründeten Neusser St. Quirinus’ Schötzejeselle verschrieben. Zu ihrem 30. Geburtstag sind sie Anfang Mai Gastgeber eines Treffens der Quirinusvereine. Zum Quirinusfest bereiten die Schötzejeselle auch eine Foto−Ausstellung im Foyer der Sparkasse Neuss vor, die am 24. April eröffnet werden soll. Sie zeigt kunsthistorische Darstellungen des Neusser Quirinus in den Museen Europas.
Die Domschatzkammer in Aachen, die Alte Pinakothek in München, das Stadtarchiv Löwen, die British Library in London, Huis Bergh in s’Heerenbergh oder die Nationalbibliothek in Paris – sie alle haben eins gemeinsam: Sie verfügen – wie viele weitere Museen im In− und Ausland auch – über zumindest eine wertvolle Quirinus−Darstellung. Seit Jahren dokumentieren die Schötzejeselle in ihrem Quirinusarchiv, das dem Neusser Stadtarchiv angegliedert ist, diese Kunstwerke mit Bezug zum Neusser Heiligen. 40 Fotos als komprimierte Auswahl belegen in der geplanten Sparkassen−Ausstellung, dass sich der Neusser Quirinus nicht nur einer breiten volkstümlichen Verehrung und Darstellung erfreut, sondern als Motiv auch Einzug in die Kunst, vor allem in die Malerei, gefunden hat.
Herbert Balzer, Peter Hommers und Franz Zimmermann bilden die Archivgruppe der Schötzejeselle. In mehr als 50 Archivkisten werden inzwischen die Ergebnisse aus 30 Jahren Forschungsarbeit und von mehr als 50 Exkursionen dokumentiert; rund 450 Quirinusorte sind belegt. Von Zeit zu Zeit fassen die Schötzejeselle ihre Erkenntnisse in Heften einer Schriftenreihe zusammen. Besondere Aufmerksamkeit erregte ihre Ausstellung zum Quirinus−Jahr 2000 – allein zur Ausstellungseröffnung kamen mehr als 600 Besucher in die Sparkasse Neuss.