Name ist Programm

Unter der Überschrift „Schötzejeselle wollen Quirinus-Kunst sammeln“ notierte Kulturredakteurin Helga Bittner am 9. November 2011 in der Neuß-Grevenbroicher Zeitung: „Der Name ist Programm: Die Mitglieder der St. Quirinus’ Schötzejeselle fühlen sich dem Stadtpatron auf besondere Weise verbunden, erforschen sein Wirken auch außerhalb von Neuss, haben bereits große Konvolute an Dokumenten zusammengetragen und damit auch das Neusser Stadtarchiv bereichert. Nun will die 1983 gegründete Gesellschaft über die reine Dokumentation hinausgehen und bildnerische Darstellungen des Heiligen sammeln.“
Der Anstoß kam von Baas Ludger Baten. Die umfassende Dokumentation archivalischer Materialien, so seine Überlegung, müsse um Originale in einer „Sammlung Quirinus“ ergänzt werden: „Dabei wird der Sammlungs-Schwerpunkt auf zeitgenössische Darstellungen des Neusser Heiligen liegen.“ Baten gewann den Vorstand für seine Idee und letztlich beschloss die Jahreshauptversammlung der Schötzejeselle einstimmig, mit einem jährlichen Ankaufsetat – wenn auch die kleine Gesellschaft nur ein bescheidenes Volumen bereitstellen kann – den Aufbau der „Sammlung Quirinus“ auch finanziell zu unterstützen. Alle Objekte werden im Stadtarchiv aufbewahrt. Zudem hofft Baten, dass Blätter aus Nachlässen oder Blätter, die von Sponsoren angekauft werden, der „Sammlung Quirinus“ übergeben werden.
Fachliche Berater beim Aufbau der Kunstsammlung sind Jens Metzdorf, Leiter des Neusser Stadtarchivs, und Max Tauch, Kunstwissenschaftler und ehemaliger Direktor des Clemens-Sels-Museum. Beide Berater sind als Ehrenpatöhme der Gesellschaft seit Jahren verbunden. Man stehe noch ganz am Anfang des Projekts, sagt Metzdorf. Durch ihre langjährigen Forschungen hat die Gesellschaft eine große Fülle an Dokumenten über Verehrungsorte des Heiligen oder die verschiedenen Interpretationen des Quirinus’ in ganz Europa zusammengetragen, die laut Metzdorf „eine riesige Sammlung an Belegen und eine tolle Quellenbasis, die einzige, dies gibt“, ergeben. Aber: Es sind keine Originale.

Das soll in der bildnerischen Sammlung anders werden. da geht es nicht um Zeitungsausschnitte, sondern im Zeichnungen, Gemälde oder Skulpturen. „Ich denke, zunächst mal werden wir uns auf den Bereich der Kunstdruckgrafik konzentrieren“, sagt Metzdorf. Als erstes Blatt der jungen „Sammlung Quirinus“ geht eine Arbeit von Ivan Petak in die Analen ein. Der Neusser Künstler mit kroatischen Wurzeln gehörte zu den Gründern der Gesellschaft und fertigte 2005 Quirinus-Blätter an; alles Unikate, 14 wurden verkauft. Der Jeselle-Vorstand eröffnete mit einer Petak-Arbeit die Sammlung. Die ersten Ankäufe sind auch getätigt. Max Tauch entdeckte einen schönen Linolschnitt vom Neusser Quirinus-Münster, den der Kölner Künstler Norbert Munnes 1969 schuf und der in Neuss bisher nicht sehr bekannt ist. Beim zweiten Ankauf handelt es sich um eine ungewöhnliche Sicht aus Osten auf die Apsis der zerstörten Quirinuskirche. Dabei nahm der Neusser Grafiker Rolf Geisler die Blickrichtung aus der Erinnerung ein, die er als Kind einnahm, wenn er die nach dem Krieg noch nicht wieder aufgebaute Neusser Hauptkirche hatte. Die sehr schöne Arbeit stammt aus dem Jahr 1981. Das vierte Blatt der „Sammlung Quirinus“ ist zugleich die erste Schenkung. Sie kommt ebenfalls aus der Werkstatt von Rolf Geisler. Dabei handelt sich um eine Auftragsarbeit zum fünfjährigen Bestehen der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft Neuss.
Inzwischen umfasst die „Sammlung Quirinus“ bereits acht Objekte. Hinzu gekommen ist ein Gemälde, dass Bert Pütz, von 1983 bis 2010 Baas der St. Quirinus' Schötzejeselle, zeigt; Öl auf Leinwand. Geschaffen hat das Bild Ivan Petak. Es hängt seit Mai 2012 als Dauerleihgabe im Klubraum des Gesellschaftshauses der Bürgergesellschaft an Mühlenstraße in Neuss. Zudem übergab ein Gönner zwei Blätter des bekannten Neusser Malers, Grafikers und Bildhauers Wilhelm Küppers (1901 bis 1990) an die Sammlung. Ein Bild von Dieter Patt, dem Landrat a. D. und Anatol-Schüler, komplettiert aktuell die kleine Sammlung. Es zeigt den Neusser Heiligen, inklusive der neun Punkte als seine Attribute, und der Neusser Quirinuskirche, seit 1050 das Zentrum des Quirinuskults.

Bezugsquelle für das Quirinus-Blatt von Ivan Petak: Der Preis für die signierte, ungerahmte Original-Zeichnung beträgt 220 Euro. Information, Bestellung und Auslieferung beim Fiskus der Gesellschaft, F. W. Bootz, Dreikönigenstraße 4, 41464 Neuss, Telefon 02131 44304, E-Mail: sqsjbootz@arcor.de