St. Quirinus von Neuss

Der heilige Quirinus von Neuss

Es ist nicht genau festzulegen, wann die Verehrung des heiligen Quirinus in Neuss begann. Wahrscheinlich jedoch wurde in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts ein Benediktinerinnenkloster in Neuss gegründet. Schon 965 wird in einer Lebensbeschreibung von Erzbischof Bruno von einer Quirinusverehrung in unserem Gebiet gesprochen und in einer Urkunde von 1043 wird das Kloster als Quirinuskirche benannt. Demnach muss schon vor der legendären Translatio (Übertragung) der Gebeine von Rom nach Neuss im Jahre 1050 eine Quirinusverehrung bestanden haben. Von der Übertragung existieren zwei Versionen, wobei die erste davon ausgeht, dass Reliquien des heiligen Quirinus schon um 850 nach Neuss gekommen seien, die zweite legt die Translatio in das Jahr 1050. Durchgesetzt hat sich die spätere Version, denn schon 1450 wird das 400 jährige Fest der Übertragung der Quirinusreliquien gefeiert.
Um 1200 wird das Kloster in ein Stift umgewandelt. Da die Stiftsgemeinschaft aus Adeligen bestand, gehörten zum Stift vielfältige Güter und Höfe. Somit flossen Grund- und Zehntbesitz an St. Quirin. Als im Jahre 1205 der Kölner Erzbischof Adolf von Papst Innozenz III im Rahmen des staufisch-welfischen Thronstreits exkommuniziert und aller geistlichen Ämter enthoben wurde, zog er sich in das Damenstift nach Neuss mit einer ansehnlichen Jahresrente zurück. Dadurch verfügte man über ausreichende Mittel, um den Bau einer großen Kirche zu finanzieren. Im Jahre 1209 erfolgte die Grundsteinlegung für die Mutterkirche der Verehrung des heiligen Quirinus von Neuss, das heutige Quirinusmünster, im Jahr 2009 zur „Basilica minor“ erhoben.
Vom 11. bis zum 13. Jahrhundert breitete sich die Quirinusverehrung aus. Viele Pilger zogen nach Neuss, um sich Hilfe beim heiligen Quirinus bei Körperleiden zu erbitten, meist bei schweren oder unheilbaren Krankheiten. Die Stadt Neuss erhob den Heiligen zu Ihrem Stadtpatron, nachgewiesen durch ein Dokument aus dem Jahre 1255, das im Stadtarchiv von Köln lagert. Diese Urkunde ist mit einem Stadtsiegel versehen, das den heiligen Quirinus darstellt.
Die Verehrung des Heiligen insbesondere als Stadtpatron erreichte ab dem Jahre1475 einen Höhepunkt, als die Stadt Neuss der Belagerung durch Karl den Kühnen standhielt. In ihrer höchsten Not brachten die Bürger den Schrein des heiligen Quirinus an das Stadttor, das schon in der Hand des Feindes schien, und baten den Heiligen um Hilfe. Die Stadt wurde gerettet. Der Dank der bedrohten und geretteten Bürger war überschwänglich. In der Folgezeit wurden über 50 Kultstätten gegründet und der Ruhm des Heiligen sprengte den regionalen Rahmen.
Vom späten Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert wird der heilige Quirinus von Neuss nicht nur als einzelner, sondern auch in Verbindung mit anderen Heiligen verehrt, besonders im Bereich der Erzdiözese Köln. Da man glaubte, dass auch der Himmel wie die Erde ständisch gegliedert sei, erhoffte man sich, dass Heilige in Marschallfunktionen einen bedeutenden Einfluss am Hofe Gottes haben würden. Von den vier heiligen Marschällen Antonius, Cornelius, Hubertus und Quirinus erwartete man einen besonderen Einfluss.
Nach dem Truchsessischen Krieg 1585 ließ die Begeisterung der Heiligenverehrung allmählich nach, blieb jedoch bis heute erhalten.