Besuch in Ahrweiler

St. Laurentius in Ahrweiler: Flut setzt auch dem Quirinus-Fresko zu

Wände, Emporen oder Skulpturen sind verhüllt. Wäre der Anlass nicht so traurig, der Besucher könnte augenzwinkernd fragen, ob Verpackungskünstler Christo in St. Laurentius Ahrweiler tätig geworden sei – ist er nicht! Auch zehn Monate nach der großen Sommerflut von 2021 sind in Ahrtal und Eifel die Schäden, die von den Wassermassen verursacht wurden, unübersehbar. Bis zu fünf Jahre wird es noch dauern, so schätzt Paul Radermacher, bis die Hauptkirche in Ahrweiler soweit hergestellt ist, dass sie wieder in den Regelbetrieb genommen werden kann. Der langjährige Verwaltungsvorsitzende der Kirchengemeinde zeigte jetzt einer kleinen Gruppe Neusser Quirinusfreunde mit Schötzejeselle-Baas Ludger Baten an der Spitze die vom Wasser gezeichnete Kirche, die umfassend saniert werden muss.
Die Abordnung der Schötzejeselle war nach Ahrweiler gefahren, um sich zu informieren, inwieweit auch das bekannte Quirinus-Fresko beschädigt wurde. Bekannt ist, dass ein Fresko aus dem 14. Jahrhundert an der Südwand unter dem ersten Emporenjoch und neben dem rechten Eingang sieben Heiligenfiguren zeigt. Darunter sind Silvester, Cornelius, der heilige Antonius und eben der heilige Quirinus von Neuss, eindeutig an seinem Attribut, den neun goldenen Punkten auf Fahne und Schild, zu identifizieren. Bereits der Altmeister der Quirinusforschung, Matthias Zender, hatte in seinem Buch „Die Verehrung des hl. Quirinus in Kirche und Volk“ (1967) Ahrweiler als Quirinus-Kultort gelistet, auf die Wandgemälde in der Kirche verwiesen und auf eine Quirinus-Skulptur, die sich im städtischen Ahrgau-Museum befindet. Fotos des Ahrweiler Freskos zeigt in Neuss erstmals der ehemalige Vizebaas der Schötzejeselle, Peter Hommers, in seinem Buch „Auf den Spuren des heiligen Quirinus von Neuss“ (2018), in dem er die Ergebnisse seine jahrelangen Forschungsarbeit zusammenfasst und dokumentiert. Wichtig dabei ist zu wissen, dass die Pfarrei St. Laurentius Ahrweiler bis 1803 zum Erzbistum Köln, danach einige Jahre zum Bistum Aachen und erst seit 1824 zum Bistum Trier gehörte und somit also immer in der Kirchenprovinz Köln verblieb, in der die Quirinus-Verehrung besonders ausgeprägt ist.
Vor diesem Hintergrund hatten sich die Quirinusfreunde aus Neuss auf den Weg an die Ahr gemacht. „Quirinus ist ein Brückenbauer“, sagt Ludger Baten, „Neuss ist das Zentrum des Quirinuskults und ist bereit, den Kontakt zur den Verehrungsorten zu suchen und zu pflegen.“ Dies gelte nicht nur in guten, sondern besonders in schwierigen Zeiten. Inwieweit die kleine Gesellschaft der St. Quirinus‘ Schötzejeselle mit ihren gut 50 Mitgliedern Unterstützung leisten könne, müssen im Einzelfall geprüft werden. Noch sind die Fresken, inklusive der Quirinus-Darstellung, verhüllt, noch steht nicht fest, inwieweit sie erhalten geblieben sind oder restauriert werden müssen.
Paul Radermacher dankte für Gesprächsbereitschaft und Zuspruch: „Wir bleiben in Verbindung.“ Er erinnerte daran, dass bereits Geld aus dem Rhein-Kreis Neuss in Ahrweiler eingetroffen sei. Die Initiative geht auf die Rotary Clubs Neuss und Kaarst-Korschenbroich zurück. So wurden unter anderem in Kooperation mit der Neuß-Grevenbroicher Zeitung 10.675 Euro bei der Versteigerung von zehn Original-Zeichnungen des Karikaturisten Wilfried Küfens erlöst, die dem Wiederaufbau der Katholischen öffentlichen Bücherei in Ahrweiler dienen. Für Radermacher und Baten ein weiterer Beleg, dass Quirinus, der Neusser Heilige, als (Stadt-)Patron die Menschen zusammenführt.

Der heilige Quirinus von Neuss mit neun goldenen Punkten auf Fahne und Schild. Fresko aus dem 14. Jahrhundert in der Kirche St. Laurentius, Ahrweiler.

Die Flutschäden sind unübersehbar. Der Boden musste aufgenommen werden. Es wird viele Jahre dauern, bis St. Laurentius wieder hergestellt ist.

So schauprächtig stellte sich der Blick in St. Laurentius dar, bevor die große Sommerflut in der Nacht zum 15. Juli 2021 weite Teile von Ahrweiler zerstörte; stark beschädigt wurde auch die Hauptkirche des Ortes.

Paul Radermacher (l.) von der Laurentius-Gemeinde in Ahrweiler zeigt den Innenraum der Kirche St. Laurentius den Gästen aus Neuss: Eva und Karl-Heinz Stullich. Fotos (4): Ludger Baten (2), Peter Hommers (2)